„ Ich glaube ich fahre im September nach Seoul.“
Das sagte ich 2010 zu einer Bekannten – während ich gerade durch die historische Altstadt von Shanghai ging, wohlgemerkt.
Wie kommt irgendjemand, der weder beruflich, noch familiär mit Korea zu tun hat, auf die Idee, so eine Aussage zu treffen? K-Pop. Schleichend, einschlagend, bleibend. Bei mir war es Super Junior – es muss wohl Liebe auf dem ersten Blick gewesen sein, wenn ich mich mental darauf vorbereitete, für diese Kerlchen um die halbe Welt zu fliegen, Frankfurt und Seoul liegen immerhin 8.400 km auseinander.
Ich muss zugeben, dass, als ich anfing, mich mit Super Junior zu beschäftigen, ich erst mal gucken musste, wo Seoul liegt. Süd-Korea bekam ich ja noch hin, aber Seoul? Mir fiel auf, dass es ziemlich nahe an Nordkorea liegt – bis zur Sperrzone sind es nur knapp 40 km, was bei Weitem näher ist als Frankfurt und Seoul. 😆
Wenn man also einmal diesen Gedanken gepflanzt hat, sollte man sich über ein paar Dinge im Klaren sein, vor allem, wenn man Freunde und Familie überzeugen muss:
Wieso will ich da hin?
Es gibt drei Arten der Reisen: Städtereise (und keine Sorge, in Seoul kann man auch 14 Tage verbringen und jeden Tag Stress haben), Sprachreise (es gibt einige Sprachschulen in Seoul, die Kurse anbieten und teilweise auch die Unterkunft) oder eine Rundreise (denn es gibt mehr in Süd- Korea zu sehen als nur Seoul :happy: )
Wie komme ich da hin?
Es gibt drei Airlines die von Deutschland direkt nach Incheon fliegen, das wären die Korean Air, die Asiana und die Lufthansa. Alle drei Airlines fliegen täglich von Frankfurt nach Incheon. Die Korean Air und die Asiana fliegen beide ausschließlich nur von Frankfurt. Von München fliegt täglich die Lufthansa ebenfalls nach Incheon. Direktflüge kosten zwischen 700-900 Euro, je nach Reisezeit und Nachfrage. Von allen anderen Flughäfen in Deutschland kommt man mit ein bis zwei Stopps nach Korea. Etliche Airlines fliegen mit Stopp nach Incheon, wie zum Beispiel die British Airways, Emirates, Etihad, Quatar Airlines, Aeroflot Russian Airline, Turkish Airlines, Air China oder Hainan Airlines. Wie ihr seht, gibt es viele Wege nach Seoul 🙂
Flüge mit Stopps sind nicht unbedingt günstiger, man sollte sich auf 800 Euro aufwärts einstellen. Flugpreise variieren natürlich nach Saisons – es gibt Haupt- und Nebensaisons, auch in Korea.
Generell lassen sich auf www.fluege.de Flugpreise gut miteinander vergleichen.
Der Flug von Deutschland nach Korea dauert bei einem Direktflug ca. 10,5 Stunden hin und 11,5 Stunden zurück (auf dem Hinflug hat man die Jetstreams – Luftströmungen die die Erde umkreisen – im Rücken). Bei Flügen mit Stopps ist man zwischen 17 und 30 Stunden unterwegs, je nachdem, wie oft man landet und wie lange die Aufenthaltsdauer an den einzelnen Flughäfen ist.
Wo komme ich unter, wenn ich in Korea bin?
Auch eine ziemlich wichtige Frage. Anbei kleine Anweisungen zu Übernachtungsmöglichkeiten:
Das Hotel:
Natürlich ist es am einfachsten, sich ein Hotel zu buchen. Seiten wie Trivago helfen dabei, den besten Preis für ein Hotel zu finden. Für ein Einzelzimmer in Seoul zahlt man ab 40,- Euro aufwärts, im Doppelzimmer ab ca. 60,- Euro. Bei Hotels in der untersten Preiskategorie sollte man schon darauf achten, dass man etwas einigermaßen Gescheites hat, denn manches in Seoul schimpft sich Hotel, wobei ich eher andere Unterkunftsarten bevorzugen würde, als in so einem Hotel abzusteigen.
Für die meisten Hotelreservierungen benötigt man eine Kreditkarte, in der Regel wollen die Hotels beim Einchecken diese auch vorgelegt haben, als Sicherheit, falls etwas zu Schaden kommt. Das ist nicht bei allen Hotels ein Muss, man sollte es aber im Hinterkopf haben. Auf Seiten wie www.booking.com oder www.hotels.com kann man Hotels meistens bis 48 Stunden vor Anreise kostenfrei stornieren (außer es sind Sonderpreise, dann steht das aber dabei, wenn man das Zimmer nicht mehr stornieren kann). Das hat den Vorteil, dass man schauen kann, wie sich der Preis entwickelt. Zum Beispiel hatte ich 2010 mein Einzel-Standart-Zimmer anfangs gebucht für 58,- Euro die Nacht, alle paar Tage habe ich reingeschaut, ob der Preis günstiger geworden ist, wenn ja, habe ich das Zimmer zu dem neuen, günstigeren Preis gebucht und danach das alte Zimmer kostenfrei storniert. Am Ende hatte ich ein Deluxe-Zimmer für 47,- Euro – also eine Kategorie besser und 11,- Euro die Nacht günstiger, was bei 9 Nächten immerhin 99,- Euro ausgemacht hat :sideways:
Neben dem Preis sollte man auch darauf achten, wo das Hotel liegt. Seoul ist riesig und es gibt tolle Hotels in den Randbezirken – jedoch ziehe ich es vor, in einem Viertel zu sein, in dem man auch etwas unternehmen kann und nicht so weit weg vom Schlag ist, viel Zeit geht verloren wenn man mit der U-Bahn 45 Minuten fahren muss, um etwas mehr Leben zu haben.
Beliebte und belebte Viertel sind: Myongdong, Hongdae (Sinchon), Itaewon, Gangnam, alles rund ums COEX und teilweise auch in Mapogu.
Man sollte darauf achten, dass man eine gute Anbindung zu den öffentlichen Verkehrsmitteln hat, wie Bus oder U-Bahn, denn was auf der Karte so kurz aussieht, können in Wirklichkeit kleine Marathonläufe sein.
Vom Flughafen aus gibt es einige Buslinien, die die größten Hotels anfahren. Man muss praktisch nur am Flughafen einsteigen und am Hotel aussteigen. Ob ein Bus bis zu dem gebuchten Hotel fährt, kann man einfach per E-Mail beim Hotel anfragen.
Ich war im September 2010 im „Hill House Hotel“, es liegt in Myongdong, ca. 8 Minuten von der U- Bahn Station entfernt und 5 Minuten bis nach Myongdong selbst. Das Preis-Leistungs-Verhältnis war gut, das Hotel liegt etwas verwinkelt, dennoch zentral und es war sauber. (später folgt noch ein Beitrag zu allen Hotels, zu denen ich etwas sagen kann)
Kurz gefasst:
Pro:
+ Leicht zu buchen
+ Komfort
+ Gute Verbindung mit Bussen
Kontra:
-
Preis meistens teuer
-
Wenig traditionell
Homestay:
Homestay ist vor allem beliebt, wenn man ein gewisses Budget nicht überschreiten will. Viele koreanische Familien haben noch ein Zimmer zu viel und vermieten es dann. Die Seite Air-BnB hat zum Beispiel einen guten Ruf und sieht übersichtlich aus. Zum einen ist man nicht ganz so verloren. Die Familien bei denen man unterkommt sprechen meistens Englisch, denn sie haben ja ständig Touristen bei sich, und sie helfen bei Problemen. Manche bieten auch an, bevor man kommt eine T Money Card zu holen oder Geld zu wechseln etc., bei manchen kann man für einen kleinen Aufpreis auch mitessen. Die guten Zimmer fangen in der Regel ab 30,- Euro die Nacht an. Auch hier sollte man natürlich schauen, wo man unterkommt. Die einzelnen Anbieter stellen Bilder der Wohnung und des Zimmers rein, das man bekommt, und man kann vorher mit den Vermietern in Kontakt treten, was zu empfehlen ist. Wenn ihr wirklich einen Homestay machen wollt und ein paar Anbieter zur Auswahl habt, schreibt ihnen einfach eine Nachricht und schaut, mit wem ihr euch gut versteht.
Schaut euch vorher auch die „Hausregeln“ an und entscheidet, ob ihr damit leben könnt. Besonders alleinstehende ältere Damen, die aber eine große Wohnung haben, bieten Zimmer an, wollen aber, dass die Gäste bis 22 oder 23 Uhr wieder zu Hause sind – wäre für mich bei der Anzahl von Nachtaktivitäten in Seoul total unbrauchbar. Manche geben auch zum Beispiel ‚Girls only‘ an.
Auch beim Homestay solltet ihr darauf achten, wo die Familie wohnt, damit ihr eine gute Anbindung habt.
Zusammengefasst:
Pro:
+ Günstige Preise
+ Integration in eine Familie
+ Ansprechpartner wenn man Probleme hat
+ Ggf. langjährige Freundschaften
Kontra:
-
Wenig Privatsphäre
-
Ggf. Hausregeln die einen einschränken
Hanok
Hanoks sind traditionelle, koreanische Unterkünfte – so haben die Leute früher gewohnt. Hanoks sind günstig bis teurere Alternativen um traditionell zu wohnen. Besonders in der Innenstadt, zwischen den beiden großen Palästen, gibt es noch einige Hanoks. Viele bewirten ein Teehaus oder ein Restaurant. Wenn man bei Google „Hanok stay Seoul“ eingibt, bekommt man zig Seiten aufgezeigt. Auch auf der „Visit Korea Year“ Seite bekommt man Hanoks empfohlen: VisitKorea Aber auch auf dieser Seite: Asianrooms bekommt man Hanoks angeboten.
Es gibt leider viele Hanoks, die ziemlich heruntergekommen sind und in denen ich persönlich wahrscheinlich ständig mit einer Desinfektionsflasche rumrennen würde. Das Yoo’s Family Hanok macht einen sauberen und ordentlichen Eindruck, es ist alles neu gemacht, aber eben traditionell.
Wenn man in einem Hanok wohnt, wird man Teil einer Gemeinschaft, die gemischt ist aus Ausländern und Koreanern. Die Besitzer haben Freude daran, die Traditionen an die Gäste weiterzugeben, viele bieten Kurse an, sei es, ob man Hanboks (traditionelle Kleidung) anprobieren kann, Kochkurse macht oder Teezeremonien. Die meisten Hanoks sind auf kleine Gruppen ausgelegt, es ist nicht so überfüllt und man hat viel Kontakt mit den anderen Gästen. Man muss sich darauf einstellen, dass man so richtig traditionell wohnt. Die Zimmer sind spartanisch eingerichtet, man schläft auf dem Boden und die Zimmer sind kaum möbliert. Man hat zwar oft auch auf seinem Zimmer Wi Fi (wie eigentlich fast überall in Seoul), einen Fernseher gibt es meist nur im Gemeinschaftszimmer und die Zimmer, die ein eigenes Bad haben, kosten in der Regel mehr. Dafür sind die Preise fast unschlagbar. Ein Einzelzimmer fängt ungefähr ab 15,- Euro die Nacht an, ein Doppelzimmer ab ungefähr 35,- Euro. Natürlich geht es auch teurer. Eine Kreditkarte ist nicht unbedingt notwendig, einige Hanoks bieten an, den Preis bar vor Ort zu bezahlen.
Zusammengefasst:
Pro:
+ Günstige Unterkunft
+ Meistens sehr zentral gelegen
+ Man bekommt die koreanischen Traditionen gut mitbekommen
+ Man trifft auf Reisende mit ähnlichen Interessen
Kontra:
-
Eingeschränkte Privatsphäre
-
Einfaches Wohnen
Weitere Möglichkeiten:
Es gibt unzählige Hostels in Seoul. Viele sind in Hongdae angesiedelt. In der Regel bieten die Hostels Zimmer für 2 Personen oder mehr an. Es gibt auch Mehrbettzimmer mit bis zu 8 oder 10 Personen – je mehr Leute in einem Zimmer sind, umso günstiger wird der Preis. Auf Seiten wie www.hostels.com oder www.hostelbookers.com bekommt man Auskunft über die Anbieter und man kann sich Bilder von den Hostels anschauen. Wenn man nicht genug Leute findet, um ein Zimmer zu füllen, kann es einem passieren, dass man mit Fremden zusammengesteckt wird. Die meisten Hostels haben jedoch Schließfächer, um seine Wertgegenstände dort zu verstauen.
Ich habe sogar einmal gesehen, wie Jimjilbangs (Badehäuser) Übernachtungen anbieten. Das ist dann doch etwas merkwürdig. Man wohnt praktisch im Badehaus und hat einen würfelähnlichen Raum für sich. Man kann darin nicht aufrecht stehen, man kann aber wohl das komplette Badehaus nutzen. Für einen Urlaub empfiehlt sich das nicht wirklich, wenn man mal zwei Nächte in Seoul irgendwo unterkommen muss, kann man das als Notlösung nehmen, doch generell sollte man Jimjilbangs nur besuchen und nicht dort einziehen :biggrin:
Wer plant länger in Seoul zu bleiben, zum Beispiel für ein Auslandssemester oder eine Sprachschule, sollte sich mal auf http://www.goshipages.com/ umschauen. Goshis sind Studentenwohnheime, bei denen man Zimmer monatsweise anmieten kann. Die Miete kann sehr günstig sein, wer ein größeres Zimmer und vielleicht ein Bad direkt im Zimmer haben möchte, zahlt mehr. Goshis fangen bei ca. 130,- Euro im Monat an, können aber auch 600,- Euro kosten.
Wenn die drei oben genannten Fragen geklärt sind, kann man an die Urlaubsplanung gehen. Ich lege jedoch jedem ans Herz sich vorher ausreichend Gedanken darüber zu machen ob ihr das wirklich wollt. Natürlich ist es der Super-Goal für K-Pop Fans, einmal nach Korea zu fliegen, doch man darf nicht vergessen dass es auf der anderen Seite der Welt liegt. Fragen die ihr vorher euch selbst beantworten könnt:
-
Wie finanziere ich den Urlaub?
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Mit wem fliege ich?
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Ist diese Person verlässlich?
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Ist mein Englisch einigermaßen sicher?
Metropolen wie Seoul können einen erschlagen, sie sind riesengroß und anfangs verliert man schnell die Orientierung. Ich möchte niemandem Angst machen, es ist jedoch ein Unterschied ob ich übers Wochenende mal nach Rom fahre oder ob ich einen Urlaub in Korea plane. Wenn ihr einen Urlaub mit anderen zusammen plant und diese Leute plötzlich abspringen, weil es die Eltern vielleicht nicht erlauben oder weil es einfach zu teuer wird, dann muss alles umgeplant werden und Flüge lassen sich in der Regel nicht mehr stornieren (oder nur mit hohen Gebühren), wenn das Ticket ausgestellt ist.
Korea ist ein tolles Land, die Leute sind nett und offen, die Kriminalität ist sehr gering und es gibt vieles zu sehen und zu entdecken, doch es ist einfach gesagt ‚Ich fliege nach Korea‘ :w00t: