Wenn man Leute neu kennenlernt, will man ja nicht unbedingt einen komischen Eindruck hinterlassen. Meine Liebe zu Korea drücke ich also nicht jedem auf’s Ohr. Korea? Wieso ist Korea komisch? Für „uns“ ist Korea nicht komisch, doch man darf nicht vergessen, dass Korea kein 0815-Touri-Land ist. Wenn man sagt man fliegt in die DomRep, dann haben die Leute ein Bild im Kopf – Palmen, Strand und Cocktails. Wenn man sagt man fährt nach Paris, denken die Leute an den Eiffelturm und an Croissants. Wenn man sagt, man fliegt nach Japan, dann denken die Leute zwar an Geishas und an Animes, aber hey, auch hier haben sie ein Bild im Kopf.
Aber Korea? Der Großteil der Deutschen Bevölkerung kann mit Korea nichts anfangen, wenn überhaupt dann nur mit Nordkorea.
„Nord- oder Süd?“, ist eine häufig gestellte Frage. Ich antworte dann meistens „Nach Nord natürlich, die haben so schöne Strände.“
Nicht jeder versteht die Ironie dieser Aussage, aber ich kläre das dann auch meistens nicht auf. Es wäre zu viel Arbeit diesen Leuten auch nur halbwegs zu erklären, wieso eigentlich niemand nach Nordkorea fährt! Hallo?
Leute, die zwar irritiert sind, aber ein Interesse zeigen, erkläre ich es auch gerne. Muss ja nicht jeder dumm sterben.
Modern
Südkorea ist modern. Es hat das schnellste Internet der Welt und was wir heute mit dem Internet anstellen, haben die Koreaner schon vor 10 Jahren gemacht. Bezahlen mit dem Handy? Hier ist das neu, in Korea ist das ein alter Hut. Hotspots in Deutschland muss man teilweise immer noch Suchen. Ich erinnere mich, wie ich 2010 im Olympia Park in Seoul gesessen habe und so gutes Internet hatte, dass ich mit meiner Mutti videotelfoniert habe. Sie fragte mich damals, wo das Internet her kommt – wirklich, keine Ahnung, aber in den Ballungsgebieten kann man eigentlich alle paar Meter auf irgendein Wlan zugreifen. Das ist super, wenn man verloren geht und man schnell auf Maps gucken möchte, wie sehr man verloren ist.
In Seoul gibt es in beliebten Einkaufsvierteln zum Beispiel QR Codes auf der Straße – ja, wortwörtlich. Die sind gekoppelte mit einem Seoul Wifi und man bekommt dann Umgebungsinformationen. Umgebungskarte, Restaurant- und Shoppingempfehlungen, aber auch Infos welche Läden gerade Sale haben oder in welcher Bar gerade Happy Hour ist. Das ist super, wenn man sich nicht auskennt.
Dazu kommen die modernen Gebäudekomplexe, Farbenspiele, Wasserspiele. Songdo City, was zu Incheon gehört, wurde als zukunftsorientiertes Viertel gebaut. Alles ist digitalisiert. Geht ein Kind verloren, erscheint es auf allen Bildschirmen der Stadt. Der Verkehr wird je nach Aufkommen geregelt und ja, 50.000 Kameras beobachten da alles. Wer mehr zu Songdo City erfahren möchte, kann sich gerne diese Reportage anschauen: >> Klick <<
Kultur
Trotz all diesem modernen Schnickschnack hat Südkorea nicht vergessen, wo sie herkommen. Es gibt Tempel, Schreine und Paläste und die sind nicht nur bei den Touristen beliebt, sondern auch bei den Koreanern. Es gibt Feste, wie Buddhas Geburtstag oder Laternenfeste, wie das in Jinju, die Tradition haben und zu den beliebtesten Aktivitäten der normalen Bevölkerung gehören. Die Palastanlagen sehen aus, als könnte man dort wohnen.
Das ist leider nicht überall so. Ich liebe Ägypten und bin gerne dort, aber viele Ägypter sehen in den alten Bauten der Pharaonen nicht das Kulturerbe ihres Landes – solange sie Geld bringen, okay. Man kommt nach Luxor, wo der Karnak-Tempel die größer Tempelanlage der Welt ist und sie ist wunderschön und vor dem Eingang ist eine Müllhalde. Ich persönlich finde das nicht nur traurig, sondern auch respektlos. Noch heute ist nicht wirklich bekannt, wie die alten Ägypter das alles erbaut haben und keiner kann heute, selbst mit modernen Baumitteln, etwas Vergleichbares erschaffen. Der Karnaktempel steht seit 4.000 Jahren, Entschuldigung, ich denke das hat etwas Anerkennung verdient.
Dazu sollte man in Korea erwähnen, dass die Palastanlage, wie sie heute stehen, alles keine Originale sind. Die Paläste wurden mehrfach zerstört und wiederaufgebaut. Sei es durch Angriffe der Japaner oder Chinesen oder innenpolitischen Problemen. Und doch wirken sie heute so, als würden sie dort seit Jahrhunderten stehen.
Vor allem wenn man über Feiertage in Korea ist, lernt man viel über alte Bräuche und Traditionen, sei es Seollal, Chuseok oder auch Neujahr, wenn um Mitternacht keine Raketen angezündet werden, aber dafür die Glocken in den Tempeln läuten und man bleibt die ganze Nacht wach, um den ersten Sonnenaufgang im neuen Jahr zu erleben.
Essen
Ich weiß nicht wie es euch geht, aber für mich ist es echt wichtig, dass ich keine Angst vor dem Essen eines Landes habe. Natürlich, überall findet man im Zweifel einen Burger, aber ich fliege doch nicht 8.500 Kilometer um die halbe Welt, um mich von Burger King zu ernähren.
Nun war ich schon in einigen Ländern unterwegs und es gibt Länder, da komme ich sehr gut mit Essen klar, wie Brasilien oder Spanien. Und dann gibt es Länder, da stelle ich einfach keine Fragen. Dazu gehören China und Tibet. Das Essen kommt auf den Tisch, ich probiere und das, was mir schmeckt esse ich weiter und nein, ich will nicht immer wissen, was ich esse, wenn ich nicht die Möglichkeit habe, mir etwas anderes zu besorgen! Zwar habe ich es geschafft in Lhasa Pizza und Schnitzel zu finden, aber wie gesagt, man fliegt ja irgendwo hin, um auch mal etwas Neues zu erleben und Essen sagt viel über die Kultur aus.
Ja, natürlich gibt es auch in Korea merkwürdige Essgewohnheiten. Einen noch zuckenden Oktopus habe ich bisher auch nicht versucht und wieso man Knoblauchbaguettes mit Zucker bestreichen muss verstehe ich auch nicht so wirklich, aber Streetfood in Korea ist unschlagbar! Ich liebe Streetfood. Es ist schnell, leicht zu bekommen und günstig. Wenn man den ganzen Tag durch eine Stadt rennt, muss man irgendwann die Energiereserven ausfüllen und nicht immer will man in ein Restaurant. Streetfood in Korea hat internationalen Einfluss und ist somit ein Mix aus Essen, was wir kennen, gemischt mit koreanischen Vorlieben. Nicht immer ist zu erkennen, was da vor sich her brutzelt, aber in beliebten Vierteln stehen auch oft Leute von der KTO (Korean Tourism Organization) umher und helfen gerne. Ich habe die auch schon gefragt, was das oder jenes ist – oder ich habe es gegoogelt, weil … ist ja überall Internet.
Generell sollte man beachten: Koreaner mögen es scharf, sie mögen Fisch und sie mögen Knoblauch. Ich mag keinen Fisch und diese Fischkekse finde ich furchtbar (O-Daeng), aber man kann ja fragen. Mit scharf komme ich gut zurecht, wobei ich in Korea da auch schon gescheitert bin, also am besten Fruchtsaft dabeihaben, Ananassaft eignet sich toll zum Neutralisieren.
Es macht wirklich Spaß sich durch Korea zu futtern und wenn man mal keine Lust hat große Experimente einzugehen, kann man auch einfach gegrillte Garnelen mit Knoblauch Essen oder einen Fleischspieß.
Touristenfreundlich
Korea arbeitet hart daran es Touristen einfach zu machen. Zwar trifft das nicht immer auf englischsprachige Touristen zu, aber ich kenne kein anderes Land, wo man als Tourist so viele Ansprechpartner hat.
Wie gesagt, in vielen beliebten Vierteln sind tagsüber Mitarbeiter der KTO aufgestellt. Die haben Karten und nützliche Informationen. Dann gibt es natürlich die Touristenzentralen, wo man sich weitgefächerte Infos und Karten holen kann. In Seoul ist das große Zentrum zum Beispiel in Myeongdong. Die KTO hat super oft Aktionen und Gewinnspiele, so habe ich auch schon in Myeongdong mein Korea Starter-Set bekommen, mit U-Bahnplan, Stadtplan und Flyer zu den Palästen und anderen Attraktionen. Und es gibt sogar ein Touristentelefon, wo man anrufen kann, wenn man sich zum Beispiel in einer Situation befindet für die das Koreanisch nicht ausreicht. Beispiel: Wenn eine koreanische Freundin einem einen T-Money Anhänger aus Korea mitbringt, der aber nur für den Kindertarif ist und man weiß das nicht und fährt U-Bahn und wird erwischt und bekommt Gefängnis angedroht… wahre Geschichte.
Des Weiteren wird man als Tourist (meistens) nicht abgezockt. Ihr kennt das, man kommt als Tourist in ein Land und wenn man einkaufen geht oder zu Sehenswürdigkeiten geht, zahlt man generell mehr, selbst wenn man super im Handeln ist. Ich unterstelle hier nicht unbedingt kriminelle Absichten, oft ist es so, dass wir West-Europäer einfach mehr verdienen und die Händler denken sich, dass ein Einheimischer sich etwas nur zum Betrag X leisten kann, während ein Ausländer dafür XY bezahlt und er empfindet es trotzdem nicht als teuer. Ich verstehe dieses Denken, aber wenn ich in Ägypten eine Stunde lang runterhandel und praktisch meine Mutter an den Schmuckverkäufer verschenke und dann kommt mein ägyptischer Kumpel an und tauscht nur zwei Sätze mit dem Verkäufer und zahlt weniger als die Hälfte, als das was ich nach einer Stunde Handeln erreicht habe, dann deprimiert mich das schon. Beispielsweise kann man von Katmandu Rundflüge zum Mount Everest machen, mit Air Buddha, jeden Morgen um 6:40 Uhr. Auf der Homepage schreiben sie ganz deutlich die Preise für Einheimische und für Ausländer aus. So zahlt ein Einheimischer für den 1,5 Stunden langen Rundflug ca. 90 Euro und der Ausländer 180 Euro. Zugegeben, wer jetzt nicht der große Wanderer ist, für den ist das die günstigste Möglichkeit einmal den Mount Everest zu sehen, aber 180 Euro in Nepal sind viel Geld! Der durchschnittliche Arbeiter dient im Jahr zwischen 800-900 Euro. Und seien wir ehrlich, der Otto-Normal-Nepalese kann sich auch für 90 Euro den Rundflug nicht leisten.
In Korea hingegen habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass ich als Ausländer weniger zahle. Sei es bei Lotte World, Everland oder beim Expressfahrstuhl beim Namsan. Beim Shoppen ist es eigentlich so, dass alles ausgepreist ist. Selbst wenn man über einen Markt geht, stehen meistens Preise an den Dingen und oft gebe Händler auch von sich aus einen Rabatt. Wir waren mal bei einem Schmuckstand in einem Einkaufszentrum und die Preise waren wirklich okay und sie hatte schöne Sachen, also haben wir einige Kleinigkeiten gekauft. Ich hatte irgendwie zwei Armbänder, einen Ring und ein Paar Ohrringe und ich wollte noch einen Ring und den hat mir dir Verkäuferin geschenkt. Ich fand das total niedliche und generell hat man nicht das Gefühl über’s Ohr gehauen zu werden, was das Einkaufen sehr entspannt.
Die typischen Touristensehenswürdigkeiten wie Paläste und Museum sind sehr günstig vom Eintritt, viele Museen sind sogar kostenlos, wie auch das Nationalmuseum in Seoul. Die Palastanlagen kosten zwischen 1.500-3.000 Won, was 1,20 – 2,80 Euro ungefähr entspricht.
Wer in Frankfurt ins Städel am Wochenende möchte, zahlt 16€ Eintritt. Guten Tag aber auch.
Der Eintritt für diese Einrichtungen ist nicht nur wegen den Touristen so günstigen, sondern auch um der eigenen Bevölkerung Zugang zu gewähren. Das finde ich eine tolle Sache! Somit können auch die, die nicht so viel Geld haben, die Museen nutzen.
Darüber hinaus kann man über’s Internet und über Apps auch noch mal bei Sehenswürdigkeiten wie Schiffsfahrten und Sonderausstellungen sparen. Seoul Pass eignet sich zum Beispiel super dazu. Diese Discovery Pässe, die man tageweise bucht, empfehle ich nicht. Die kosten bei einem Tag 28 Euro – so viel könnt ihr an einem Tag gar nicht sehen, um da tatsächlich Geld zu sparen.
Öffentliche Verkehrsmittel sind total easy, günstig und sauber. In Korea besorgt man sich eine T-Money Card und kann mit dieser einen Karten Busse und U-Bahnen in Seoul, Busan, Daegu, Gwangju, Incheon und anderen Städten nutzen, aber auch den Flughafenzug AREX oder die EverLine, die Seoul mit dem beliebten Freizeitpark Everland verbindet. Dazu kann man damit in Taxis, Supermärkten und teilweise auch in Restaurants bezahlen.
Wenn man durch’s Land reist ist das eine tolle Angelegenheit, denn man muss sich nicht in der Stadt eine neue Karte kaufen. Eine U-Bahnfahrt in Seoul kostet mit der T-Money Card 1.250 Won, was etwas mehr als 1 Euro ist, und Seoul ist ziemlich groß.
In London zahlt man für Zone 1 (und so groß ist die nicht) mit der Oyster Card 2,40£ – das sind fast 3€. Ich habe mal in Zone 6 gewohnt und da hat die Fahrt in die Innenstadt 6£ gekostet! Da wird man arm! Die U-Bahn in London ist so teuer, dass ich mich gar nicht traue Taxi zu fahren!
Taxi fahren in Korea ist hingegen recht günstig, aber nicht immer schneller. Tagsüber ist oft viel zu viel Stau auf den Straßen der Großstädte, so dass man mit der U-Bahn einfach flotter ist.
In Deutschland fahren U-Bahn am Wochenende länger, weil die Leute ausgehen. Das entspricht nicht dem koreanischen Prinzip. In Seoul fahren die U-Bahnen unter der Woche länger als am Wochenende, weil die Leute ja arbeiten. Klingt komisch, ist aber so.
Faustregel: Die U-Bahn fährt bis ca. Mitternacht. Das ist von Linie zu Linie etwas unterschiedlich. Wenn eine U-Bahn Station geschlossen ist, setze ich mich dann in ein Taxi. Es kann auch passieren, dass die U-Bahn zwar fährt, aber nicht bis zur Endhaltestelle und dann werdet ihr irgendwann rausgeworfen. Dann steigt man auch in ein Taxi und das ist wirklich bezahlbar. Wenn ich früher abends bei SuKiRa (Super Junior Kiss the Radio) bei KBS auf Yeoeuido war und habe die letzte U-Bahn verpasst, habe ich bis zu meinem Hotel in Myeongdong zwischen 15.000-18.000 Won bezahlt. Auch nachts gibt es Staus in Seoul und dann kostet es etwas mehr, aber ich denke im Nachttarif für 15€ ungefähr 10 Kilometer quer durch die Stadt zu bezahlen ist vollkommen legitim. In London würde ich mit dem Betrag wohl nur drei Kreuzungen weit kommen …
Und dann gibt es Busse. Ich muss zugeben, dass ich bei den Bussen nicht ganz durchblicke, zumindest nicht in Seoul. In Busan fahre ich Bus, einfach weil das U-Bahn-Netz dort nicht so weit ausgebaut ist, wie in Seoul und in Städten ohne U-Bahn bleibt einem nichts anderes übrig als Bus zu fahren. In kleineren Städten ist das auch irgendwie überschaubarer. Für Seoul habe ich zwar eine App, aber wie gesagt, nach all den Jahren werde ich nicht grün mit den Bussen.
Welche Busse ich hingegen super finde, sind die Langstreckenbusse. Vom Express Bus Terminal in Seoul kommt man mehrfach die Stunde in fast jede Ecke von Korea. Und man kann sich aussuchen wie man reisen möchte und das bestimmt den Preis. Von Seoul nach Busan fährt der Bus alle 30 Minuten. Es gibt Economy (45 Sitzplätze), Excellent (28 Sitzplätze) und Premium (21 Sitzplätze) Busse, der Preis unterscheidet sich von 23.000 Won für den Economy, zu 34.200 Won für Excellent bis hin zu 37.700 Won für Premium. Mit der günstigsten Variante fahrt ihr also von Seoul nach Busan für 18 Euro. Wobei die Premium-Busse schon gut sind, gemütliche Sitze, Doppelsitze und Einzelsitze, Wifi. Auf https://www.kobus.co.kr/main.do kann man die Strecken eingeben und bekommt dann angezeigt wann welcher Bus fährt und wie viele Plätze noch frei sind und man kann sogar online reservieren.
Das Busnetz von Korea ist toll, man kann eine Rundreise ganz einfach mit dem Bus planen und kommt bequem von A nach B.
Sicherlich kann man auch Zug fahren. Auf der Strecke von Seoul nach Busan ist der normale Zug jedoch nur eine halbe Stunde schneller als der Bus und kostet das Dreifache. Das ist Geld, was ich mir persönlich spare.
Sicherheit
Sicherheit ist für mich ein wichtiges Thema. Ich bin oft alleine unterwegs und lasse mir auch ungerne unsichtbare Grenzen aufzeigen. Ich fotografiere gerne und bin daher auch gerne abends unterwegs und ich mag es nicht Angst zu haben. Wobei ich auch ein Mensch bin, der nachts in New York keine Angst hat, nicht wirklich. Ich bin vielleicht etwas aufmerksamer und ich bin nachts auch nur in Manhattan oder in Williamsburg unterwegs, aber in Frankfurt, Paris und London habe ich abends schon gerne ein Pfefferspray einstecken.
Nun ist Südkorea an sich ein Land mit einer geringen Kriminalitätsquote. So liegt die Quote der Sicherheit in London tagsüber bei 41%, bei Nacht gerade mal bei 10%. In New York tagsüber bei 75% und nachts bei 53%. In Frankfurt liegt sie nachts bei 51% und in Seoul bei 65% – laut Statistik. Doch wie misst man das Maß an Sicherheit? Beispielsweise liegt die Anzahl von Straftaten in Deutschland fast fünfmal (!) so hoch, wie in Korea. Die Länder sind ähnlich groß und haben eine ähnliche Einwohneranzahl, deswegen kann man das schön vergleichen. Dafür liegt die Vergewaltigungsrate in Korea höher als in Deutschland.
Natürlich findet auch Verbrechen in Korea statt und man sollte nicht hirnlos nachts seine Sicherheit riskieren, doch die Mentalität der Koreaner und die staatliche Überwachung führen dazu, dass man auch als Frau rund um die Uhr sich recht sicher fühlen kann.
Jede U-Bahn Station hat Personal. Hier in Deutschland ist das nicht üblich, aber U-Bahn Stationen in Korea sind ja auch alle halbe Einkaufszentren. An großen Kreuzungen gibt es ein Polizeihäuschen. Und Kameras, überall Kameras und nicht so schlechte wie in unseren U-Bahnen, wo Opas zusammengetreten werden und alles was man auch dem Überwachungsvideo erkennen kann ist, dass der eine einen schwarzen Pulli anhatte. Nein. In Korea sind das HD Kameras. Man findet sie in den U-Bahn Stationen, in den U-Bahnen, so ziemlich in jeder Straße. Nun gibt es die Leute die rufen ‚Überwachungsstaat!‘, aber ganz ehrlich, wenn ich nichts zu verbergen habe, ist es doch nur für meine eigene Sicherheit. Wenn ich Tourist in einem Land bin, bin ich doch froh, dass durch CCTV meine Sicherheit gewährleistet wird. Und es ist jetzt nicht so, als wäre ich schon mal von einem Sondereinsatzkommando verhaftet worden, weil ich irgendwo geraucht habe, wo eigentlich ein Schild hängt, dass das 100.000 Won Strafe kostet, aber auf dem Boden liegen so viele Zigaretten, dass das Schild wohl nicht sehr erschreckend wirkt und ich habe wenigstens noch den Anstand und schmeiße meine Zigarette in einen Mülleimer.
Aber wer kennt das? Man kommt morgens zum Auto und irgendein Assi ist mit dem Schlüssel am Lack entlang gegangen. In Deutschland findet man den nie. In Korea schon. Da geht man zur Polizei, gibt eine Anzeige auf und die werten die Videoaufnahmen aus und die Chancen stehen echt gut, dass man das Schwein findet.
Man kann sich also über Überwachung streiten. Ich persönlich begehe keine Verbrechen (außer das mit dem Rauchen) und habe nichts zu verbergen und kann mich einfach sicher fühlen.
Kehrtwende
Natürlich hat Korea auch seine Macken. Natürlich gibt es auch Koreaner, die euch hassen werden, einfach weil ihr Ausländer seid. Und ja, ich weiß, dass es für Touristen schwer ist Tickets für Konzerte zu bekommen oder in Musik Shows zu kommen und ich kenne auch die Geschichten, in denen Ausländer nicht in ein Badehaus gelassen wurden, einfach weil der Kulturschock zu groß wäre – für die Koreaner, wohlgemerkt. Ja, Koreaner tun auch gerne so, als würden sie Englisch weder verstehen noch sprechen, obwohl sie es könnten, wenn sie sich etwas Mühe geben würden. Und das sind nur die Probleme, die man als Tourist hat. Als Ausländer in Korea zu leben ist oft hochgradig anstrengend, allein schon wegen der sprachlichen Barriere.
Korea ist nicht perfekt. Auch in Korea gibt es schnuddelige Ecken und manchmal wird man auch einfach nur von einer älteren Koreanerinnen dumm in der U-Bahn angemacht, weil das Shirt in ihren Augen zu viel Ausschnitt hat und neben dir sitzt eine Koreanerin in Hotpans, wo der halbe Hintern rausguckt und da sagt die Ajumma nichts. Das ist halt so.
Fazit
Jedes Mal, wenn ich in Korea bin, versuche ich es zu genießen, als wäre es mein letztes Mal. Man weiß ja nie. Die Welt ist groß und eigentlich bin ich nicht der Typ, der an einen Ort wiederkehrt, weil es einfach so viel anderes zu entdecken gibt, aber nächstes Jahr habe ich 10jähriges Korea-Jubiläum und es wird meine 7. Reise dorthin. Und schon jetzt freue ich ich darauf, den auch wenn ich schon so oft dort war, so entdeckt man immer wieder neue Dinge, man besucht Ecken, in denen man noch nie war und lernt neue Leute kennen, mit denen man seine Erfahrungen teilen kann.