Covid-19 hält die Welt gefangen. Vor allem die Wirtschaft und das öffentliche Leben ist nun auch schon seit einigen Wochen in Deutschland zum Erliegen gekommen. Noch nie standen wir vor so einer Situation, das global alles stillsteht – bis auf Supermärkte, Drogeriemärkte, Apotheken, Bäcker, Krankenhäuser und Ärzte.
Wirtschaftlich will ich diese Katastrophe gar nicht auseinander nehmen, ich gehe davon aus, dass viele, so wie ich auch, eventuell in Kurzarbeit sind oder vielleicht sogar entlassen wurden. Ich kann jedem nur starke Nerven und viel Glück in dieser Zeit wünschen. Auch will ich nicht entscheiden was sinnvoll ist und was nicht, ich bin kein Virologe, aber wenn ich so manche Leute höre mit „Ja, aber ich bin doch keine Risikogruppe“, frage ich mich, ob die keine Familie haben.
Ich wäre eigentlich am 20. Mai nach Korea geflogen – und dieses Mal sogar nach Japan. 4 Tage Kyoto waren geplant und ich habe mich gefreut. Die Flüge nach Korea hatte ich bereits Ende Oktober bei Travelgenio mit Air China für 400,- Euro gebucht, weil ich mir dachte ‚Günstiger geht nicht‘. Meinen Flug nach Osaka habe ich Anfang Februar bei Peach gebucht. Alle Hotels waren gebucht – ich war fertig. Koffer packen und los.
Schon Mitte Februar, als Covid-19 durch China gewütet ist, fragte mich meine Mom: Willst du wirklich reisen?
Damals waren das noch 3 Monate hin, wie sollte ich so etwas entscheiden? In drei Monaten konnte wieder alles okay sein oder wir wären alle Zombies.
Abwarten und Tee trinken.
Doch natürlich habe ich die Ein- und Ausreisebestimmungen beobachtet. Zum Beispiel findet ihr HIER die Einreisebestimmungen jedes Landes und die ändern sich im Moment fast täglich.
Das Auswärtige Amt Deutschland rät zwar von Reisen ins Ausland bis Ende April ab, dass bedeutet jedoch nicht, dass der Flug nicht stattfindet und das bedeutete nicht zwangsläufig, dass man kostenfrei stornieren kann.
Viele Airlines haben den Flugverkehr eingestellt, einfach weil die Buchungszahlen auch fast völlig zum Erliegen gekommen sind und Flugzeuge sind zu teuer, um sie dauerhaft mit 10%-20% Auslastung in die Luft zu schicken. Die Empfehlung des Auswärtigen Amts ist eben das – eine Empfehlung. In der Regel nehmen Reiseveranstalter und Airlines diese Empfehlung als Richtwert. Air China zum Beispiel ist noch sehr lange ganz regulär nach Deutschland geflogen, inzwischen haben sie die Flüge reduziert.
Letzte Woche habe ich von Air China erfahren, dass mein Flug nach Korea storniert wurde. Teilweise stornieren Airlines Flüge bis Ende Oktober, einfach weil sie nicht davon ausgehen, dass sie die Flüge noch optimal auslasten können, auch wenn die Sperren wieder aufgehoben wurde. Dazu kommt, dass viele Reisegäste, wenn sie aus einem Risikogebiet kommen, 14 Tage in häusliche Quarantäne müssen. Ergo, wer 2 Wochen Urlaub hat, muss praktisch 4 Wochen Urlaub nehmen, denn für häusliche Quarantäne wird man nicht krank geschrieben, wenn man nicht auch krank ist und wer will sich schon doppelten Urlaub nehmen? Auch Deutschland ist inzwischen Risikogebiet. Bis letzte Woche wurde das in Korea so geregelt:
Am Flughafen wurde jeder auf Covid-19 kostenfrei getestet und mit Shuttlebussen in die eigene Wohnung oder in das Hotel gebracht – damit die Leute, die positiv sind, nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren müssen. Bis das Ergebnis am nächsten Tag kam, durfte man das Hotelzimmer oder die Wohnung nicht verlassen. Leute, die in Korea einen Wohnsitz haben, mussten auch bei negativem Ergebnis 14 Tage in häusliche Quarantäne und haben sogar Fresspakete vor die Tür gestellt bekommen, mit Ramen, Reis, Kaffee, Wasser, Desinfektionsmittel etc – voll süß! Die Touristen brauchten eine koreanische SIM-Karte und eine App, wo sie jeden Tag einen Selfcheck machen mussten, wie es ihnen geht und einmal täglich hat das Gesundheitsamt bei ihnen angerufen.
Seit vergangener Woche gilt dies nicht mehr, Ausländer die keinen Wohnsitz in Korea haben müssen 14 Tage in Quarantäne. Super. Man stellt sich seinen Urlaub irgendwie anders vor, als in irgendeinem Quarantäne-Camp Däumchen zu drehen.
In Korea sind die Zahl der Infizierten nach all den Wochen immer noch sehr gering. Anfangs waren die Zahlen recht rasant gestiegen, was auch daran lag, dass in Korea unheimlich viele Leute getestet wurden. Korea war das erste Land mit Drive-In Teststationen und recht schnell wurde eine App veröffentlicht, in der zu sehen war wo es neue Fälle gab. Doch seither dümpeln die so vor sich hin und erst seit dieser Woche ist Korea überhaupt im 5-stelligen Bereich. Wenn man das mit der Entwicklung weltweit vergleich, tut sich in Korea kaum noch etwas mit Covid-19. Auch ist Korea das Land, wo als erstes mit Blutplasma von geheilten Covid-19 Patienten behandelt wird und es gab nun die ersten zwei Fälle, die damit geheilt wurden.
Korea und viele andere Länder versuchen sich aktuell vor der Ansteckung von Außen zu schützen und auch wenn in Deutschland die Sterbequote sogar niedriger ist als in Korea (Korea 1,7%, Deutschland 1,5% Sterblichkeit), so hat Deutschland inzwischen über 100.000 offiziell gemeldete Fälle.
Flug storniert – was nun?
Fast schon bereue ich es über Travelgenio gebucht zu haben, denn hätte ich bei Air China direkt gebucht, hätte ich mein Geld bereits wieder. Da Travelgenio als Reisebüro fungiert, hatte ich damals an Travelgenio bezahlt, die haben wiederum Air China bezahlt und so hat Air China nun den Betrag an Travelgenio erstattet und ich warte darauf, dass Travelgenio mir den Betrag erstattet. Das Problem ist, dass die völlig überfordert sind. Travelgenio agiert weltweit, hat Kunden von der Elfenbeinküste bis Neuseeland und haben gut und gerne eine Millionen Kunden, die davon betroffen sind. Ich bin selbst Flugdisponent und ich weiß, wie es aktuell bei uns zu geht. Im Moment hoffe ich einfach darauf, dass die nach und nach die Buchungen durchgehen und ich irgendwann in drei Monaten mein Geld wieder habe.
Fakt ist aber auch, dass jede Airline andere Stornierungsbedingungen hat. Oft haben Airlines Epidemien und Pandemien in ihren AGBs stehen und oft nicht zum Vorteil der Kunden. So habe ich in der Travelgenio-Facebook-Gruppe gelesen, das manche Airlines ihre AGB so geschickt ausgelegt haben, dass sie das Ticket tatsächlich nicht erstatten müssen. Damit bleibt der Kunde auf den Kosten hocken. Dafür kann dann aber auch Travelgenio nichts. Andere Airlines haben das so gedreht, dass sie den Kunden Gutscheine in Höhe des Betrags ausstellen und wenn man später neu bucht, kann man den Betrag dafür verwenden. Damit wird der Kunde zum einen an die Airline gebunden, zum anderen muss die Airline das Geld nicht rausrücken. Ich bin ehrlich, ich habe noch nie die AGB einer Airline bezüglich Erstattung gelesen – wer tut das schon? Bisher war es auch nie relevant gewesen, denn wenn ich krank wurde, hatte ich meine Kreditkarte mit Versicherungen, die mit 80% erstattet haben.
Es ist ein zweischneidiges Schwert.
Sicht der Airline/ Veranstalter: Wenn sie alle Gelder auszahlen müssten, stehen die Chancen gut, dass das Unternehmen Insolvenz anmeldet. Man darf nicht das Oster-Geschäft vergessen, was in der Reisebranche absolute Highseason ist. Im April gab es unheimlich viele Buchungen und das alles zu erstatteten, würde einigen das Genick brechen.
Sicht der Kunden: Keiner weiß, wann die Situation sich entspannt und viele, die in Kurzarbeit sind, können sich vielleicht einen größeren Urlaub dieses Jahr gar nicht leisten. Ihnen bringt ein Gutschein ergo nichts, wenn sie ihn nicht nutzen können. Viele haben auch Angst, dass wenn das Unternehmen trotzdem pleite geht, sie ihr Geld verloren haben. Ganz so ist es allerdings nicht, denn auch Gutscheine sind durch den Sicherungsschein, den man bei Buchung erhält, abgesichert – zumindest bei deutschen Unternehmen.
Bisher war es in Deutschland so, dass wenn eine Leistung nicht durchgeführt werden kann, der Kunden Anspruch auf die volle Erstattung hat. Man durfte einen Gutschein anbieten, der Kunde durfte das bisher jedoch ablehnen. Morgen soll ein Gesetzt verabschiedet werde, dass in dieser besonderen Situation Gutscheine akzeptiert werden müssen. Viele Veranstalter haben daher bis jetzt kaum Erstattungen gemacht, um dann eben dieses neue Gesetzt zu nutzen.
Ich verstehe die Unsicherheit von Kunden, vor allem nach der Pleite von Thomas Cook, Air Berlin und Germania hat man begriffen, dass es letztendlich jeden treffen kann. Es ist ärgerlich, denn man spart sein Geld, freut sich auf den Urlaub und dann passiert so etwas und es kostet nur Nerven, Zeit und die meisten wohl auch Geld.
Mein Flug nach Osaka? Jaaaaa-ha … keine Ahnung. Ich hatte Peach mal angeschrieben, was denn mit dem Flug ist, sollten die Einreisebestimmungen bis dahin nicht gelockert werden, denn Japan hatte recht schnell die 14-Tage-Quarantäne eingeführt, was bei einem 4-tägigen Aufenthalt wohl etwas suboptimal wäre. Das war bevor mein Korea Flug storniert wurde, denn eine Weile hatte ich gedacht, dass ich vielleicht nach Korea komme, aber nicht nach Japan. Jedenfalls hatte mir Peach mitgeteilt, dass die ja nichts für geänderte Einreisebestimmungen können und demnach auch mir den Flug nicht kostenfrei stornieren können. Nun, wenn ich nicht nach Korea komme, ist klar, dass ich auch nicht nach Japan komme. Im Endeffekt kann ich nur hoffen, das Peach den Flug weiter aussetzt, aktuell ist der Flug bis 23. April storniert. Sollte Peach den Flug stornieren, würde ich mein Geld wieder bekommen, wenn nicht, dann bleibe ich halt auf den 100€ hocken. Ärgerlich, aber jetzt nicht existentiell eine Katastrophe.
Reisen nach Covid-19.
Ich persönlich denke, dass die Welt sich in zwei Lager teilt. Die, die jetzt nur noch Zuhause hocken und gar nicht mehr reisen – wobei Covid-19 bewiesen hat, dass man auch Zuhause vor so etwas nicht sicher ist, mit dem Unterschied, dass unser Gesundheitssystem noch nicht völlig zum Erliegen gekommen ist und ich definitiv lieber in Deutschland krank werde, als irgendwo anders … so Italien zum Beispiel. Ich denke vor allem, dass das die älteren Leute betreffen wird, die von solchen Krankheiten schwerer getroffen werden.
Und dann wird es die geben, die nach wochenlangem Homeoffice und vielleicht auch einem stornierten Urlaub endlich wieder reisen wollen.
Ich gehöre wohl zur zweiten Kategorie, wobei natürlich abzuwarten ist, wie sich das alles entwickelt und wenn bei uns die Arbeit dann wieder richtig los geht, kann ich auch schlecht sagen ‚So, ich bin dann mal drei Wochen weg‘. Noch habe ich die Hoffnung dieses Jahr nach Korea zu fliegen, vielleicht nicht so lange, wie ich es im Mai geplant hatte und dann eben ohne Kyoto – das kommt halt dann beim nächsten Mal.
Fakt ist, dass die Welt sich nachhaltig ändern wird. In Korea hatte ich zum Beispiel immer Mundschutze (heißt das so in der Mehrzahl?) einstecken, einfach wenn ich mich erkältet habe, ich andere nicht anstecke. Auch habe ich seit Korea immer Desinfektionsmittel einstecken, allein schon weil Nature Republic die in so tollen Gerüchen hat. Auch eine kleine Packung Feuchttücher habe ich immer dabei, dass wenn man draußen irgendwo sich etwas zu essen holt, man sich die Hände sauber machen kann. Das sind alles Dinge, die ich in 10 Jahren Korea gelernt habe, die hier aber bei vielen nicht Gang und Gebe sind.
Ich denke, dass in Zukunft die Leute mehr auf solche Dinge achten werden. Blödes Beispiel: Nagelstudio. Ich war immer in diesem vietnamesischen Nagelstudio und die benutzen für alle Kunden die gleichen Feilen und Fräser. Vorher habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht, aber jetzt? Ja, jetzt habe ich mir mein eigenes, kleines Nagelstudio Zuhause eingerichtet. Es ist noch nicht perfekt, aber ich finde beim ersten Mal darf man da auch noch nicht so viele Erwartungen haben.
Was denkt ihr? Werdet ihr wieder reisen? Wurde euch eine Reise abgesagt?
Ich hoffe jedenfalls, dass ihr alle gesund seid und gesund bleibt und wir das gemeinsam überstehen.
Ich hätte nicht gedacht das mal zu sagen, aber ich gehöre wohl auch in die zweite Kategorie. Das erste Mal überhaupt haben wir zwei Urlaube planen können und ich hatte solche Zweifel wegen des Wetters – Anfang April Urlaub in Deutschland? Hmmmm…. Und nun ärgere ich mich täglich darüber, dass ich meine Füße nicht in den Sandstrand stecken kann, und zwar in den, den ich gebucht habe. Seit Tagen haben wir hier Bombenwetter. Das ist alles jammern auf hohem Niveau, weiß ich. Aber wir hatten uns so gefreut. Beim nächsten Urlaub gibts dann durchgehend Regen – ich kenne ja mein Glück.
Ansonsten bin ich natürlich zufrieden. Wir sind soweit gesund, wir haben noch einen Urlaub für August gebucht, falls wir hin können, wir haben noch unsere Jobs – ich muss auch derzeit noch nicht in Kurzarbeit. Also alles gut.
Und ich freue mich wie immer zu hören, dass es dir auch gut geht. Irgendwann geht alles vorbei, wie es danach wird, muss man dann sehen. :-*
Ps. Von meinen Nägeln möchte ich überhaupt nicht sprechen. Dort wo ich hingehe, habe ich allerdings eine eigene Pfeile und alles 🙂
Schatz – ich mach dir die Nägel 😀 Brauchst nur kommen^^