Jedes Mal, wenn ich so eine weite Reise unternehme, beschleicht mich dieses Gefühl. Als wäre ich aus der Zeit genommen, würde zwischen den Welten schweben.
Die vergangenen Wochen und Monate habe ich damit verbracht den Urlaub in Korea zu organisieren. Ich habe Hotels verglichen, bis ich alle kannte, habe mir Buspläne nach Busan angeschaut, habe mich über den Seoul-Pass informiert, habe mir den Wecker gestellt, um Tickets für die Nachtführung im Changdeokung zu ergattern, habe mich mit der Super Show 6 rum geärgert und einen Tattootermin ausgemacht. Korea war immer präsent.
Gestern Abend, der Abend vor der langen Reise, hatte ich diesen Punkt erreicht, an dem ich plötzlich gar nicht mehr glauben konnte, dass es Morgen tatsächlich so weit war. Als wäre es zuvor nur ein Spiel gewesen, dass ich mir ausgedacht habe um mich zu beschäftigen.
Und nun? Nun sitze ich im Flugzeug, zwischen Deutschland und England. Ich blicke hinab und sehe die Windräder im Meer und frage mich wie viele dort unten tatsächlich stehen.
Eine Stunde bleibt mir in London und dann geht es weiter nach Seoul. 8400 Kilometer. Dort wo mein Herz wohnt.
Wenn ich meine Augen schließe sehe ich Korea. Vielleicht klingt es albern, kitschig sogar, doch Korea ist meine Schweiz – wenn ihr wisst, was ich meine. Ein Ort, an dem ich weiß, dass niemand mir etwas kann, wo ich hingehen kann wo ich will, wann ich will, essen kann was ich will, mich um niemanden kümmern muss. Korea ist aber auch ein Ort, der mir Sicherheit gibt. Wie ein Schmetterling in einer Seifenblase. Meine Schweiz.
Ich weiß schon jetzt, wie das laufen wird. Ich lande um 07:30 Uhr in Incheon, was ja nicht ganz so meine Uhrzeit ist. Die Wege in Incheon sind ewig, bis ich bei meinem Koffer ankomme, bin ich schon völlig entnervt. Danach werde ich mir Zigaretten holen und etwas zu trinken und erst mal raus gehen eine rauchen. Mindestens 3 Taxifahrer werden mich ansprechen, die ich mit einem „Kenchanayo“ abfertigen werde. Dann mit dem Zug in die Stadt zur Seoul Station. Der Airportzug kommt am Ende der Welt des Hauptbahnhofs an und ich mit meinem 22 Kilomonster werde viel Spaß haben. Danach suche ich mir ein Taxi, wahrscheinlich ist mir schon dann viel zu warm, und natürlich wird der Taxifahrer die Adresse, die ich in Koreanisch aufgeschrieben habe, nicht lesen können und ruft dann im Hotel an.
Dort werde ich sicherlich viel zu früh sein, Check In ist ja erst um 14 Uhr und was sollen die um 10 Uhr schon mit mir anfangen? Also werde ich meinen Koffer dort parken, mache mir Gedanken ob der Ziegelkäse für Oriane überleben wird- wenn er mir nicht schon am Flughafen abgenommen wird – und bin von allem etwas genervt. Und dann laufe ich nach Myeongdong und werde einfach nur smilen und mir denken „viel zu lange her“.
Irgendwo über Russland. 11 Kilometer hoch, eine Außentemperatur von -50°C. Was macht man hier oben eigentlich? Noch 6,5 Stunden to go, die Nacht bricht herein, doch eigentlich sind schon alle am Schlafen. Die British Airways ist in Ordnung, die Flieger sind groß und geräumig, das Essen ok. Ruhe im ganzen Flugzeug. Wenigstens hbe ich zwei Filme geschaut – Captain America – Winter Soldier & Maleficent.
Die Landung war für mich eine Katastrophe, weil ich total erkältet bin und es ist ja eine super Idee erkältet zu fliegen … fragt nicht, 12 Stunden später und mir brummt immer noch der Schädel.
Nachdem ich erst mal ein Gesuchte nach meinem Hotel hatte, damit die mich dann bis 14 Uhr wieder weg schickte, ging ich erst mal nach Myeongdong – wohin auch sonst?
Der SPAO ist noch da, der Everysing nicht. Ich hab dann gemütlich bei Gurunaru gefrühstückt und es ist so abstrakt. Da sitzt man an dem gleichen Platz wie letztes Jahr und isst und trinkt das Gleiche wie letztes Jahr und man hat fast das Gefühl nie weg gewesen zu sein, als wäre die Zeit stehen geblieben.
Danach habe ich mir die Wimpern machen lassen – noch nicht eingecheckt, total gejetlegged, aber Hauptsache die Wimpern halten 😀
Das Hotel ist ok, ich habe schon besser gewohnt, ich habe aber auch schon viel schlechter gewohnt. Das Zimmer hat ca. 12qm + Bad. Das Bad ist total mini, aber eine Badewanne hat irgendwie rein gepasst^^ Ansonsten habe ich einen riesigen Fernseher, dafür keinen Kleiderschrank. Das ist in Korea fast normal, zumindest wenn man kein Hotel einer internationalen Kette gebucht hat, aber auch damit kann ich leben.
Heute Abend ging es dann zum Changdeokung zur Mondscheinführung. Leider durften keine Stative benutzt werden, aber hey, ich bin ja kreativ 😀 Jede Stufe, jeder Absatz wurde als prophylaktisches Stativ genutzt und es sind ein paar tolle Bilder bei raus gekommen.
Es hat nur ein paar Stunden gedauert und ich bin schon wieder voll in Korea. Heiß ist es und schwül, weswegen ich auch gleich erst mal in meine Wanne springe. Ich habe das Gefühl, dass wenn man mich gegen eine Wand schmeißen würde, ich hängen bleiben würde – aber die Wimpern, die sind toll geworden.
Lustige Erlebnisse – 2PM (meine Starker) haben mich schon am Flughafen begrüßt, als Abbildungen an den Schranken für den Airportbus. Ohne 2pM geht es eben nicht.
Im Flugzeug saß eine Koreanerin neben mir – ich habe mit ihr Koreanisch gesprochen, sie mit mir Deutsch 😀 Sie lebt schon ewig in Deutschland und hat andere Koreaner auch auf deutsch angesprochen. Die haben dann nur hilfesuchend zu mir geguckt und ich hab grinsend mit den Schultern gezuckt. Ja, ja, Globalisieren.
Der Name des ersten Cafés, das ich heute gesehen habe, als ich in Seoul ankam war „Nein, Danke“ und ich denk mir „Da fliegst du 8500 km und liest dann Deutsch – super“.
Ansonsten bin ich happy, entschuldigt, wenn ich etwas durcheinander schreibe, dieser Text hat sich irgendwie so über die letzten Stunden zusammen geschrieben^^
Ich wünsch dann eine gute Nacht!
PS: ich hab Bat-Dog gefunden 😆